Um sich ein Bild von möglichen Kläranlagen-Varianten zu machen, hatten im März Bürgermeister Willi Fleckenstein, sechs Wiesener Gemeinderäte, Wiesens Klärwärter Marco Müller sowie Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg drei Kläranlagen im Landkreis Fulda besichtigt, die bereits von der RhönEnergie Effizienz + Service umgebaut wurden: in Flieden, in Rothemann, einem Ortsteil von Eichenzell, und im Hofbieberer Ortsteil Wiesen.
Andere Verhältnisse
Wobei sich die Verhältnisse nicht 1:1 auf Wiesen, Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Schöllkrippen, übertragen lassen, wie Bürgermeister Fleckenstein am Montag im Gemeinderat sowie im Gespräch mit unsrem Medienhaus erläuterte. Die Gemeinde Flieden, wo eine zu einer so genannten Biocos-Anlage umgebaute Kläranlage in Betrieb ist, ist mit 11.500 Einwohnern, einer angeschlossenen Kelterei und einem großen Fleischverarbeitungsbetrieb um einiges größer als die kleine Spessartgemeinde Wiesen mit etwas über 1000 Bürgern. Die Anlage in Flieden besitzt eine Klärschlammentwässerung, die in Wiesen nicht erforderlich ist. Die Baukosten von 8,1 Millionen Euro wurden dort ohne einmalige Ergänzungsbeiträge finanziert. Das heißt, der Betrag wird ausschließlich 30 Jahre lang über die Gebühren refinanziert. Dadurch habe sich die Abwassergebühr in Flieden von 1,60 Euro pro Kubikmeter auf 3,20 Euro verdoppelt.
Der zweite Stopp der Besichtigungstour war eine im Jahr 2016 zur SBR-Anlage umgebaute kleine Teichkläranlage in der 2000 Einwohner-Gemeinde Rothemann. Dort wird der Klärschlamm nicht behandelt, sondern als Nassschlamm in einem ehemaligen Teich gesammelt und direkt landwirtschaftlich verwertet, so Fleckenstein. Mit der eingebauten Kombianlage Rechen und Sandfang sei der dortige Klärwärter allerdings sehr unzufrieden. Auch der Übergang von betonierter Sohle und folienverkleideten Böschungen im Vorlageteich sei in Rothemann nicht optimal. Die Baukosten lagen hier bei zwei Millionen Euro.
Die dritte besichtigte Anlage befindet sich im Hofbieberer Ortsteil Wiesen mit 6000 Einwohnern. Die dortige Anlage wird derzeit in eine zweistraßige Biocos-Anlage umgebaut. Kosten: vier Millionen Euro. Anders als in der Spessartgemeinde Wiesen ist dort in einem neuen Betriebsgebäude Raum für eine mögliche Schlammentwässerung vorgesehen. Die Anlage ist etwa doppelt so groß wie im Spessart geplant. Trotz der Unterschiede habe ihn diese Anlage am meisten angesprochen, berichtet Fleckenstein.
Entscheidung Endes des Jahres
Mit der nun beauftragten Vorplanung zum Preis von 49.500 Euro soll eine detaillierte und aktuelle Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vorgelegt werden. Fördermittel über die Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas) werden nur gewährt, wenn die wirtschaftlichste Variante zwischen SBR und Biocos gewählt wird. Ob eine Anlage ein- oder zweistraßig sinnvoller ist und welche Mehrkosten dadurch entstehen, soll die Vorplanung ebenfalls errechnen.
Fleckenstein geht davon aus, dass sich seine Gemeinde nach der Vorplanung bis Ende 2022 für eine Variante entscheiden kann. Wenn das Wasserwirtschaftsamt das Konzept genehmigt, könnte die Ausführungsplanung starten.
Ende 2023 könnte die Ausschreibung erfolgen und Anfang 2024 mit dem Bau begonnen werden. Ende 2025 wäre die neue Anlage dann fertig.
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