Kinder im Container: Nachwuchs-Boom erzwingt Notlösung
Main-Echo Pressespiegel

Kinder im Container: Nachwuchs-Boom erzwingt Notlösung

Betreuung: Was aus der Kindergartenerweiterung in Blankenbach wurde - Provisorium für zwei Jahre - Baubeginn im Sommer? - Kosten in siebenstelliger Höhe erwartet
BLANKENBACH 

Die Zahl überraschte viele: 25 Kinder wurden im Juli und August 2019 in Blankenbach geboren - so viele, wie sonst fast in einem Jahr. »Wir haben damals in der Verwaltung nachgefragt, ob das nicht die Zahl für die ganze Verwaltungsgemeinschaft Schöllkrippen ist«, erinnert sich Blankenbachs Bürgermeister Matthias Müller. Doch nein, es war die Zahl allein für Blankenbach, verursacht auch durch Zuzüge.

Natürlich freute sich Müller angesichts der demografischen Entwicklung in der Gemeinde über diesen Nachwuchs. Doch er verursacht auch Probleme. Der rund ein Vierteljahrhundert alte Kindergarten Zwergenland stößt an seine Grenzen und muss erweitert werden. Und das nicht nur wegen der Zahl der Kinder. Hinzu kommt, dass der Kindergarten auch nach dem aktuellen Summenraumprogramm zu klein ist. Das Programm schreibt den Raumbedarf für einen Kindergarten vor. Erst einmal habe man das nicht so kritisch gesehen. Doch schon bald war klar: »Die Gemeinde muss etwas machen«, so Müller.

Mehr Platz vorgeschrieben

Ein Satz ist ihm besonders in Erinnerung geblieben, als er dessen Folgen erläutert bekam: »Die Kinder brauchen heute ein Drittel mehr Platz, ohne dass es ein Kind mehr im Kindergarten gibt.« So sind ein Wartebereich für Eltern und ein Abstellraum für Kinderwagen vorgeschrieben. Nicht alle diese Vorschriften haben für Müller Sinn. Doch die Gemeinden müssten umsetzen, was der Bund an Gesetzen produziert. Dies betrifft nicht nur Blankenbach. So wie in der Verwaltungsgemeinschaft Schöllkrippen dürfte es in ganz Bayern keine Gemeinde geben, die nicht momentan dabei ist, ihre Kindergärten zu erweitern.

Kurzfristig fiel in Abstimmung mit dem Kiliansverein Blankenbach, Träger des Kindergartens, die Entscheidung, zunächst einmal Container aufzustellen, um dort vorübergehend eine komplette Kindergartengruppe unterzubringen. Seit 1. November sind die Container in Betrieb. Dies ist eine Notlösung für etwa zwei Jahre: Bis dahin soll der Kindergarten erweitert werden. Und zwar eine teure Notlösung: Denn die Container haben die Gemeinde inklusive Erschließung rund 85 000 Euro gekostet. Der öffentliche Zuschuss lag bei lediglich 3750 Euro.

Jetzt gilt es, den Kindergarten zu erweitern. Verschiedene Lösungen dazu wurden angedacht, etwa den Bürgersaal zu integrieren und umzubauen. Letztlich entschloss man sich aber für einen eigenen Anbau. Dazu wurde ein Architektenwettbewerb gestartet. Am 19. Oktober hat der Gemeinderat unter den sechs Einsendern den Entwurf des Großostheimer Architektenbüros Schuler, Schickling, Rössel ausgewählt.

Dieser bietet nach Müllers Meinung zwei Vorteile. Zum einen haben sich die Architekten bei der Planung stark an den Handlungsabläufen des Kindergartenpersonals orientiert, zum anderen soll das Erscheinungsbild des Bürgerhauses erhalten bleiben. So sieht der Entwurf zwei Anbauten mit Flachdächern vor: einer vorne am bisherigen Haupteingang für die Küche, einer hinten in Richtung der Kahl für zwei Gruppenräume.

Mit integriert in den Kindergarten werden die bisherigen Räume der Gemeinde. Die soll künftig in einem geplanten Anbau am Feuerwehrhaus Platz finden. Dieses muss ebenfalls - unter anderem wegen getrennter Umkleideräume und sanitärer Einrichtungen für die weiblichen Feuerwehrkräfte - erweitert werden. Nach Ansicht des Bürgermeisters braucht die Gemeinde nicht mehr so viel Platz wie früher, da heute vieles digital laufe.

Inzwischen wurden die Pläne der Architekten überarbeitet und befinden sich in der Detailplanung und Abstimmung mit dem Landratsamt. Dabei geht es auch um die Frage der Zuschüsse. Müller hofft, dass die Baugenehmigung vor Ende März erteilt wird. Nach der Ausschreibung könnte dann vielleicht noch im Sommer der erste Spatenstich erfolgen.

Zusammen mit dem Neu- und Umbau des Kindergartens wird derzeit auch überlegt, Mängel an dem rund 25 Jahre alten Gebäude zu beseitigen, das im Erdgeschoss den Kindergarten und darüber den Bürgersaal beherbergt. Billig wird das ganze Vorhaben für die Gemeinde sowieso nicht. Eine Schätzung, was die Kindergartenerweiterung kostet, will Bürgermeister Müller nicht abgeben. Mit einer siebenstelligen Bausumme rechnet er allerdings »definitiv«.

29.12.2020
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben