Freie Fahrt für den Radweg
Main-Echo Pressespiegel

Freie Fahrt für den Radweg

Verkehr: Im Sommer könnte es mit der Verlegung zwischen Blankenbach und Schöllkrippen losgehen
Blankenbach  Seit Jah­ren schon zeigt ein Blink­licht am Bahn­über­gang in Blan­ken­bach of­fen­sicht­lich in ei­ne fal­sche Rich­tung und schickt sein ro­tes Si­g­nal in die grü­ne Wie­se. Jetzt sieht es so aus, als ob das Warn­licht bald ei­nen Sinn be­kommt. Denn hier soll künf­tig der Kahl­tal-Rad­weg ver­lau­fen.

Bislang müssen Radfahrer auf dem Weg von Blankenbach nach Schöllkrippen erst einmal eine steile Straße hoch fahren und später einen unbeschrankten Bahnübergang überqueren. Dies soll mit dem Bau des neuen Radwegs vorbei sein, der am Bahnübergang in Blankenbach losgeht.

Noch im Januar soll das letzte Grundstück an der Wegstrecke in den Besitz der Gemeinde kommen, dann steht der Verlegung des Kahlradwegs an die Kahl nichts mehr im Wege. Dann befinden sich alle Wiesen entlang der Kahl entweder im Besitz der Gemeinde oder des Wasserwirtschaftsamtes.

Für Bürgermeister Matthias Müller (CSU) geht damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Schon bei seinem ersten Wahlkampf 2008 hatte er die Verlegung des Radwegs in seinem Wahlprogramm. Zumal sich 2006 am unbeschrankten Bahnübergang ein tödlicher Unfall ereignet hatte. Angesichts der vielen Jogger, Radfahrer und Wanderer, die auf dem Weg unterwegs sind, "ist jedes Jahr, an dem dort kein Unfall passiert, ein gutes Jahr", so Müller.

Zwei Möglichkeiten gibt es: Den Bahnübergang - und einen zweiten, der dem landwirtschaftlichen Verkehr dient - mit einer Schrankenanlage zu sichern, oder ihn zu schließen. Eine technische Sicherung würde 650.000 bis 750.000 Euro kosten - pro Bahnübergang. Da ist es schon viel besser, die beiden Bahnübergänge aufzulassen.

Zumal mit dem Wiesenweg, der zwischen der Bahnlinie und der Kahl verläuft, eine Alternative vorhanden ist. "Jeder Bahnübergang, der nicht vorhanden ist, ist ein guter Bahnübergang", sagt Müller. Denn die Auflassung bietet gleich drei Vorteile: Zum einen mehr Sicherheit, zum anderen weniger Lärm, weil die Züge vor jedem unbeschrankte Bahnübergang pfeifen müssen. Und zum dritten können die Züge dann schneller fahren.

Letzteres dient weniger dazu, die Fahrtzeiten zu verkürzen, als vielmehr die Taktzahl zu erhöhen. Denn es gibt Überlegungen, dass die Züge auf der Kahlgrundbahn künftig werktags alle halbe Stunde fahren und an Sonn-und Feiertagen stündlich. Umso wichtiger, dass bis dahin die Bahnübergänge weg sind.

Dies sieht wohl auch der Freistaat so. Weshalb er für die Auflassung von Bahnübergängen deutlich mehr Zuschüsse gibt. Hier gilt eine Drittelregelung: Ein Drittel der Kosten übernimmt der Freistaat, ein Drittel der Besitzer der Bahntrasse, in diesem Fall die Kahlgrund Verkehrsgesellschaft, und ein Drittel der Wegeinhaber, also die Gemeinde. Dazu gibt es weitere Zuschüsse für die Gemeinde. Etwa von der Regierung von Unterfranken oder aus dem Radwegeprogramm des Landkreises. Am Ende kommt Blankenbach also sehr günstig dabei weg.

Trotzdem war das Bauvorhaben lange Zeit in der Warteschleife. Das Wasserwirtschaftsamt plant einen naturnahen Ausbau der Kahl. Und zudem kamen Auflagen vom Umweltministerium dazu, dass entlang dem Lauf von Flüssen die Anlage von Blühstreifen vorsieht. Bürgermeister Müller kritisiert, dass die Gemeinde bei der Erfüllung dieser Auflagen ziemlich allein gelassen wurde. Er hätte sich hier mehr Unterstützung von den Umweltbehörden gewünscht.

Jetzt ist aber fast alles geschafft. Das Planfeststellungsverfahren läuft und auch das wasserrechtliche Verfahren wird noch in diesem Winter abgeschlossen, hofft er. Dann könne die Gemeinde im Sommer mit dem Bau loslegen. Ausgebaut wird der Weg in der Breite eines Feldwegs. Denn zum einen soll er auch für den landwirtschaftlichen Verkehr dienen, zum anderen ist die Breite wegen des regen Radverkehrs notwendig.

Zudem soll der Radweg asphaltiert werden. Denn Radwege in wassergebundener Weise sind bei Nässe schmierig und schwer zu befahren, sagt Bürgermeister Müller. Doch der Weg soll schließlich das ganze Jahr über genutzt werden. Und zudem sei das für einen überregionalen Fernradweg, auf dem man bis nach Lohr fahren kann, nicht standesgemäß.

04.01.2021
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