Feuerwehr Wiesen feiert drei Jubiläen
Main-Echo Pressespiegel

Feuerwehr Wiesen feiert drei Jubiläen

Rettungsdienste: Schauübung an der Schule Höhepunkt des zweitägigen Festes zum 150-jährigen Bestehen
WIESEN  Von un­se­rer Mit­ar­bei­te­rin AN­NET­TE HELF­MANNGleich drei Ju­bi­läen hat die Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr Wie­sen am Wo­che­n­en­de ge­fei­ert. Zum ei­nen ihr 150-jäh­ri­ges Be­ste­hen, zum an­de­ren 50 Jah­re Ju­gend­feu­er­wehr so­wie 25 Jah­re First Res­pon­der. Den Auf­takt des zwei­tä­g­i­gen Fes­tes mach­te ei­ne Schau­übung an der Schu­le.
Das Szenario wurde mit Verletztendarstellern und der Alarmierung benachbarter Wehren authentisch nachempfunden. Rund 200 Personen verfolgten den Einsatz der Wehren aus Wiesen, Kleinkahl, Heinrichsthal, Schöllkrippen und Bieber und staunten über die schnelle Rettung der vier Verletzten im Gebäude. Nach erfolgreich absolvierter Übung startete der zweitägige Festbetrieb an der Dreschhalle.
30 Einsätze pro Jahr
Die Wiesener Wehr ist im Landkreis Aschaffenburg eine der ältesten Wehren, weiß Kommandant Stephan Bathon-Pfaff. Seit 17 Jahren ist er erster Kommandant und hat in dieser Zeit viel erlebt. Zu durchschnittlich 30 Einsätzen pro Jahr wird die Wehr alarmiert. Etwa die Hälfte davon entfällt auf die First Responder, erfahren wir. Seit 25 Jahren gibt es die schnelle medizinische Eingreiftruppe. »Wir haben schon im wahrsten Sinne des Wortes Menschen das Leben gerettet«, blickt der erfahrene Kommandant auf die Arbeit der First Responder.
In 150 Jahren haben sich die Anforderungen, die an eine Feuerwehr gestellt werden, immer wieder verändert. Die First Responder sind ein Teil dieser Änderungen. Stärker als in den früheren Jahren rücke aktuell das Thema Waldbrandbekämpfung in den Fokus. Auch das sogenannte Leuchtturmsystem, bei dem die Wehren bei Katastrophen und Stromausfällen als Anlaufstelle für die Bevölkerung autark agieren sollen, ist erst in den letzten Jahren in den Vordergrund getreten. Im alten Feuerwehrhaus war das nur provisorisch möglich, erinnert sich auch der Vorsitzende Andreas Englert. Seit dem Einzug in das neue Feuerwehrgerätehaus oberhalb der Dreschhalle vor rund zwei Jahren, ist die Wiesener Wehr für einen solchen Ernstfall gerüstet, bestätigt Bathon-Pfaff.
Dreimal in der ihrer Geschichte musste die Wehr ihr Domizil wechseln. In den 1890er-Jahren war die Ausrüstung noch in der Sternstraße untergebracht. Ab 1964 hatte die Wehr ihren zentralen Sitz in der Gartenstraße, in der Ortsmitte. 2022 bezog die Wehr ihr neues Gerätehaus oberhalb der Dreschhalle. Die Feuerwehr rückt auch bei Stürmen und Schneebruch aus. Das gab es schon immer. Aber, die Heftigkeit der Naturgewalten habe zugenommen, stellt Bathon-Pfaff fest. Allein in diesem Jahr zählt die Wiesener Wehr schon etwa zehn Einsätze, die auf das Sturmkonto gehen.
Die größte Herausforderung, vor der die Mitglieder in der 150-jährigen Geschichte gestanden hatten, sei wohl der Neuaufbau nach dem Krieg gewesen, blicken beide auf die lange Vereinsgeschichte. Weil die Männer fehlten, traten erstmals weibliche Einsatzkräfte ihren Dienst an. Auch aktuell sind viele Frauen in der Wehr aktiv. Von den 40 Aktiven sind zehn Frauen.
»Wir sind gut aufgestellt«, blickt der Kommandant zufrieden in die Zukunft. Der Altersdurchschnitt der aktiven Wehr liege bei etwa 30 Jahren, ergänzt er. 94 Ortsbürger unterzeichneten 1874 die Gründungsurkunde. Heute zählt die Wehr 196 Mitglieder. Längst ist aus dem kaiserlichen Erlass vor rund 150 Jahren, der den Startschuss zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr gab, eine schlagkräftige Einsatztruppe mit moderner Ausstattung geworden. »Wir sind breit aufgestellt«, fasst es Bathon-Pfaff zusammen. Vom Atemschutz bis zum Kaminkehrersatz, dem wasserführenden Einsatzfahrzeug, Stromaggregat und Chemieschutzanzügen reicht die Ausrüstung. Damit kann nahezu jede Herausforderung gemeistert werden.
Die größten Einsätze
Die größten Einsätze in der Geschichte der Wehr waren der große Scheunenbrand vor 13 Jahren und der Brand in der Dreschhalle im Jahr 1991, die damals komplett niederbrannte, blicken beide zurück.
Zunehmend sind die Einsatzkräfte auch mit teilweise schweren Motorradunfällen konfrontiert. Dabei kommt es auch vor, dass Unfallbeteiligte noch am Unfallort versterben. Für die Einsatzkräfte eine emotionale Belastung. Hier hilft die Einsatznachbesprechung, das Erlebte und Gesehene zu verdauen, weiß Bathon-Pfaff aus seiner 17-jährigen Kommandantenerfahrung.
Dass es dabei professionelle Unterstützung für Feuerwehrleute gibt, ist relativ neu. Früher mussten die Einsatzkräfte das mit und unter sich ausmachen. Erst seit etwa zehn Jahren gibt es seelsorgerische Angebote. Auch das eine Weiterentwicklung in der Geschichte der Feuerwehr.



05.05.2024
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