Ein Dorf packt an
Main-Echo Pressespiegel

Ein Dorf packt an

Ukraine-Hilfe: Wiesen sammelt Hilfsgüter im Wert von 25.000 Euro - Decken, Schlafsäcke, Babynahrung
WIESEN  Von un­se­rer Mit­ar­bei­te­rin MA­LIN REH­BEINSpa­ten, Schau­feln und Ers­te-Hil­fe-Ma­te­rial: All das wird in gro­ßen Men­gen in der Ukrai­ne be­nö­t­igt. Für was ge­nau, möch­te man sich lie­ber gar nicht erst vor­s­tel­len. Tau­sen­de Men­schen flie­hen täg­lich vor dem Krieg. Für diejenigen, die dem Krieg nicht entkommen können, hat Wiesen mit seinen gerade mal rund 1000 Einwohnern eine bemerkenswerte Hilfe auf die Beine gestellt. Unter dem Motto »Gemeinsam helfen« und unter Federführung des örtlichen Fußballvereins Bavaria kamen Hilfsgüter im Wert von 25.000 Euro zusammen.
Bavaria-Vorstandsvorsitzender Jörg Griebel brachte das Projekt Anfang April ins Rollen: »Ich habe von einer anderen Spendenaktion dieser Art in Blankenbach gehört und wollte so etwas auch hier machen. Ich habe dann dort gefragt, wie man so ein Projekt am besten angeht.« Nachdem Griebel Kontakt zum Roten Kreuz in Polen hergestellt hatte, begann die Aktion. Innerhalb von acht Werktagen brachten Bürger aus Wiesen, aber auch aus einigen Nachbarorten sehr viele wertvolle Artikel in die Wiesener Dreschhalle.
»Die Bereitschaft zu helfen war unglaublich und hat unsere Erwartungen übertroffen«, so Griebel. Es seien insgesamt 12.000 Euro in bar zusammen gekommen, wodurch die am dringendsten benötigten Hilfsmittel wie Mineralwasser, Schmerztabletten oder Verbandsmaterial gekauft werden konnten. Zusätzlich zu den Geldspenden habe man Güter wie Decken, Kissen, Schlafsäcke, Babynahrung oder Hygieneartikel im Wert von 13.000 Euro zusammengetragen.
33 Paletten
Am Ende machte sich am 21. April ein Lastwagen einer Obernauer Spedition, vollgepackt mit 33 beladenen Paletten, auf den Weg nach Przeworsk im Osten Polens machen. Dort angekommen, verteilte das polnische Rote Kreuz die Güter an ukrainische Geflüchtete. Ein Teil ging weiter ins 130 Kilometer entfernte Lwiw sowie nach Kiew, Odessa, Ternopil und Saporischschja.
Den großen Erfolg dieser Sammelaktion erklärt sich Griebel so: »Die Aktion war extrem transparent aufgebaut und es gab vollkommene Nachvollziehbarkeit. Man wusste genau, wo die Spenden hingehen und dass sie dort auch wirklich gebraucht werden.« Auch Wiesens Bürgermeister Willi Fleckenstein zeigt sich zufrieden: »Wir sind sehr stolz auf die Gemeinde und auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Wir haben nun mal eine ganz intakte Dorfgemeinschaft, die bei solchen Dingen immer zusammenhält.«Dieses Projekt war nicht das erste, in dem Wiesen sich für Vertriebene aus der Ukraine ins Zeug gelegt und einfach mal angepackt hat. Im März hatte der Ort innerhalb von zwei Tagen ein leer stehendes Haus in der Hauptstraße so hergerichtet, dass es für ukrainische Mütter und deren Kindern bewohnbar wurde.
Mittlerweile leben 29 Geflüchtete in Wiesen, von denen 18 bei Privatpersonen untergekommen sind und elf in Gebäuden der Gemeinde. Aber nicht nur die Bereitschaft bei der Aufnahme von Menschen aus der Ukraine ist groß, sondern auch das Engagement einiger Geschäfte. So hat beispielsweise eine Metzgerei aus dem Nachbarkreis Main-Spessart eine Spende beigesteuert: Sie hat ihre Hausmacher Wurst in Dosen auf Ukrainisch beschriftet und sie auch mit dem Lastwagen nach Polen mitgeschickt.
In Wiesen selbst sei vorerst keine weitere Aktion wie diese geplant, jedoch betont Organisator Griebel vom SV Bavaria: »Wenn jemand so eine Aktion ebenfalls machen möchte, kann er oder sie sich gerne bei mir melden. Ich habe jetzt ja alle nötigen Kontaktdaten.«
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06.05.2022
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