Die schnellen Leute aus Westerngrund
Main-Echo Pressespiegel

Die schnellen Leute aus Westerngrund

Ausstellung: Zum Rallye-Tag am Samstag hat der Arbeitskreis Heimatgeschichte viel Vorarbeit geleistet
WESTERNGRUND  Von un­se­rem Re­dakteur­MI­CHA­EL MÜL­LERAn die­sem Sams­tag, 11. Mai, ist Ral­lye-Tag in Wes­tern­grund. Wohlwollend unterstützt von der Gemeinde und ihrer motorsportbegeisterten Bürgermeisterin Brigitte Heim veranstaltet das Rallye-Team Sommerkahl gemeinsam mit der Scuderia Offenbach nach 2019 zum zweiten Mal den »Kahlgrund Rallyeday« in Westerngrund (siehe Infokasten).
Bei älteren Ortsbürgern dürften mit dieser Veranstaltung Erinnerungen geweckt werden. Oberwestern war einst mehrfach im Jahr der Schauplatz für Männer (und einige Frauen) mit ihren schnellen Motorrädern und Autos. Davon zeugt eine Ausstellung, die aktuell vom Arbeitskreis Heimatgeschichte vorbereitet und am Rallye-Tag am Rathaus erstmals zu sehen sein wird.
Vereinsgründung 1968
Betrachtet wird die »motorsportliche Geschichte« Westerngrunds der vergangen knapp 60 Jahre. So richtig ins Rollen kam die Sache im Jahr 1968. Bis dahin waren die im Motorsport-Aktiven bei Vereinen der Region am Start - insbesondere das hessische Somborn war seinerzeit mit seinem Motor-Sport-Club ein Anlaufpunkt.
Dann aber reifte die Idee, einen eigenen Verein zu gründen. Ludwig »Lup« Staab (*1915, gest. 1989) war maßgeblicher Initiator und auch der erste Vorsitzende des neuen Motor-Sport-Clubs Westergrund. Es ist kein Schreibfehler: Der Club hieß tatsächlich Westergrund (ohne »n« hinter Wester). Vier Jahre, bevor die Gemeinde Westerngrund aus Huckelheim, Ober- und Unterwestern gebildet wurde, orientierte man sich bei der Namensgebung an dem Westerbach.
Der MSC Westergrund hat nur einige Jahre existiert, aber noch im Gründungsjahr und in der darauf folgenden Zeit ein sehr intensives Vereinsleben gehabt. Dies ist festgehalten auf vielen Fotos, in Zeitungsberichten und in den Programmheften, die zu den Motorsport-Veranstaltungen des Vereins herausgegeben wurden.
Drei Veranstaltungsformen sind dokumentiert: Die Motorradfahrer waren bei den Grasbahnrennen Nähe Sportplatz Oberwestern und den Moto-Cross-Rennen gefragt. Autofahrer meldeten sich zur »Western-Rallye«, so nannte sich eine nächtliche Orientierungsfahrt, die von Dieter Bachmann organisiert wurde.
Eine ganze Region schien infiziert: An guten Renntagen wurden über 2000 Zuschauer gezählt - und ganz offensichtlich war auch der Ortspfarrer zu begeistern, wie ein vielsagendes Foto in der Ausstellung zeigt: Pfarrer (und Ehrenbürger) Otto Hecht (*1913, gest. 2009) ließ sich von Ludwig Staab über die Strecke befördern. Und auch, wenn es diese Veranstaltungen und den Club nicht lange gab, blieb der Motorsport in Westerngrund bis heute ein Thema. Immer wieder gab es herausragende Fahrer, die Erfolge feierten.
Brigitte Heim hat schon immer die besondere Atmosphäre an den Rennstrecken fasziniert. »Auf der Strecke sind sie Konkurrenten, ansonsten aber ist es eine große Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig hilft.« Ihr Ehemann Ewald zählt zu jenen, die ihre Rennkarrieren mit Titeln schmücken konnten.
Einst hätten die Rennen den Takt im Alltag vorgegeben: Am Wochenende war man unterwegs, unter der Woche wurde an der Rennmaschine geschraubt. In der Ausstellung werden jene nicht vergessen, die als »Schmiermaxe« in den Werkstätten dafür sorgten, dass die Fahrer flott unterwegs sein konnten.
Schautafeln und Originalstücke
An Schautafeln wird (unter anderen) erinnert an Robert und Ewald Heim (Vize-Europameister 500-ccm-Seitenwagenklasse Grasbahn), zudem wurde Robert Heim mit Hermann Giron als Gespann Deutscher Meister, 1980 war das. Gewürdigt werden des Weiteren auf den Schautafeln die Gespanne Willi Elsässer mit Klemens Herhold, später mit Michel Wolf, von denen es spektakuläre Fotos gibt, das Team Stefan und Sebastian Steigerwald (Sandbahn), Heinz Munkel (Motocross und Bahnsport) sowie das Damenteam Gertrud Ahlig und Ruth Bachmann. Der Arbeitskreis Heimatgeschichte kann nicht nur Fotos präsentieren. Ein echtes Renngespann wird zu sehen sein, auch sind einige Oldtimer zugesagt. »Das wird eine runde Sache«, verspricht Brigitte Heim.



07.05.2024
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