Corona bremst auch die Burgenforscher
Main-Echo Pressespiegel

Corona bremst auch die Burgenforscher

Burgruine Hauenstein: Was aus den Ausgrabungen in Krombach wurde - Ein Drittel der Funde restauriert - Freigelegte Mauern derzeit abgedeckt
KROMBACH  Als die Aus­gra­bun­gen an der Krom­ba­cher Burg­rui­ne Hau­en­stein im Au­gust 2017 be­gan­nen, ahn­te nie­mand, dass an de­ren En­de nur drei Mo­na­te spä­ter die Ge­schich­te der Burg kom­p­lett neu ge­schrie­ben wer­den soll­te.

Die unzähligen, teilweise gut erhaltenen Fundstücke und die freigelegten Mauern belegen: Die nachweislich im Jahr 1405 zerstörte Burg wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet und ist somit 100 Jahre älter als angenommen. Sie war außerdem keine Raubritterburg, sondern bildete das Zentrum eines Produktionsstandorts mit verschiedenen Manufakturen.

Fundstücke ausstellen

Weil somit für die Beteiligten die kulturhistorische Bedeutung für die Region außer Frage steht, soll der Grabungsbereich als archäologischer, für Besucher zugänglicher Park gestaltet werden. Bürgermeister Peter Seitz (UB) wollte mit den ersten, dafür notwendigen Schritten sogar schon im vergangenen Jahr beginnen. Sein Ziel war es, den Bereich so herrichten zu lassen, dass die Mauern schon heuer hätten besichtigt werden können. Außerdem sollten die Fundstücke in einer Ausstellung präsentiert werden.

Die Corona-Pandemie machte jedoch einen Strich durch alle Rechnungen. »Momentan sind die freigelegten Mauern zugedeckt, damit sie über den Winter geschützt sind«, erklärt Seitz im Gespräch mit unserem Medienhaus. Frühestens im Herbst nächsten Jahres seien wieder Aktivitäten an der Burgruine zu erwarten.

Kein Eingriff ins Gewölbe

Grabungsleiter Harald Rosmanitz vom Archäologischen Spessartprojekt ergänzt, dass dann aber nicht mehr Mauern freigelegt werden sollen; vor allem werde nicht ins Gewölbe eingegriffen. Um den geplanten Park aber für Besucher sicher begehbar zu machen - an manchen Stellen gehe es einige Meter abwärts - seien bauliche Maßnahmen notwendig. Da diese Arbeiten gemäß der Vorgaben des Denkmalschutzes archäologisch begleitet werden müssten, seien sicher noch weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

Laut Seitz müsse der Denkmalschutz generell für einen solchen Park seinen Segen geben. Wenn es jedoch nach der Behörde gehe, müsste alles wieder zugeschüttet werden. Deshalb soll ein Gutachten belegen, dass die Mauern auch dann erhalten werden können, wenn sie für Besucher sichtbar sind. Das Ergebnis dieses Gutachten liege, ebenfalls wegen Corona, noch nicht vor.

Rosmanitz erklärt, dass das Restaurieren von Funden ein langwieriges Verfahren sei. Deshalb sei bislang erst rund ein Drittel der Hauensteiner Funde restauriert worden: »Die tollsten Stücke sind noch beim Restaurator«, sagt er. Darunter das wichtigste Fundstück: Eine etwa 40 Zentimeter lange Hellebarde; eine Kombination aus Axt und Spieß, die vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts geschmiedet wurde und wahrscheinlich »die älteste, je in Deutschland entdeckte Mischform aus Hieb- und Stichwaffe« ist.

Infos auf der Homepage

Wenn Corona es zulässt, will Rosmanitz im nächsten Jahr wieder Vorträge rund um die Burgruine Hauenstein halten. Um die Wartezeit zu verkürzen, hat er auf der Homepage des Spessartprojekts eine Fülle an Informationen zusammengestellt, darunter den Grabungsbericht mit zahlreichen Bildern von den Arbeiten und den Fundstücken.

Hintergrund

Feuerstahl, gefunden an der Burgruine Hauenstein, vor der Restaurierung (links) und danach (rechts): Wegen seiner Form kann beim Beschlagen eines Feuersteins ein heißer Funken erzeugt werden. Fotos:

Hintergrund

Mauern freigelegt: Ausgrabungen an der Burgruine Hauenstein in 2017. Archivfoto:

06.01.2021
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben