Aus dem Ruhestand geholt
Main-Echo Pressespiegel

Aus dem Ruhestand geholt

Glasfaserausbau: Karl-Heinz Maier soll die Arbeiten der Deutschen Glasfaser im oberen Kahlgrund überwachen
WESTERNGRUND  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLKarl-Heinz Mai­er aus Wes­tern­grund hat ei­nen neu­en Job. Der frühe­re stell­ver­t­re­ten­de Bür­ger­meis­ter in Wes­tern­grund soll die Ar­bei­ten der Deut­schen Glas­fa­ser im obe­ren Kahl­grund über­wa­chen. Zu­min­dest in Blan­ken­bach, Som­mer­kahl und Sc­höllkrip­pen, spä­ter vi­el­leicht auch in Wes­tern­grund selbst. Dazu wurde er von der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Schöllkrippen auf Stundenbasis eingestellt.
Der Rentner bringt dazu die besten Voraussetzungen mit. Lange Jahre war er beim Bauamt der Stadt Alzenau tätig, bevor er 2018 in den Ruhestand ging. Dort überwachte er unter anderem die Tätigkeiten der Fremdfirmen und nahm deren Arbeiten ab.
»Das war eine Aufgabe, die mir mit am meisten Spaß gemacht hat«, sagt Maier. Man komme mit Menschen zusammen und sehe ein Werk wachsen. Kein Wunder, dass er schnell zusagte, als Armin Haas, der Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Schöllkrippen, bei ihm anrief.
Schlechte Erfahrungen
Als notwendig erachtet wurde die Bauüberwachung von der VG nach den Erfahrungen, die die Gemeinden der Wespe, der kommunalen Allianz Westspessart, mit der Deutschen Glasfaser gemacht hatten. In den Gemeinden Waldaschaff, Sailauf, Laufach und Bessenbach war Kritik an den Fremdfirmen laut geworden, die für die Deutsche Glasfaser tätig waren. Angebohrte Gasleitungen, beschädigte Telefon- und Stromkabel, ausufernde Arbeitszeiten sowie keine ordentlichen Toiletten für die Mitarbeiter waren einige der Kritikpunkte. Die Deutsche Glasfaser gelobte Besserung.
Trotzdem: Kontrolle ist besser. Die Firma verwendet eine relativ neue und kostengünstige Methode der Verlegung. Statt einen Graben auszuheben, fräst sie einen nur etwa 20 Zentimeter breiten Schlitz in den Erdboden, in dem das Glasfaserkabel hinein verlegt wird. Anschließend wird der Einschnitt zugeschüttet und mit Asphalt verschlossen. Die Verlegetiefe ist dabei vorgeschrieben: in Gehwegen innerhalb geschlossener Ortschaften mindestens 40 Zentimeter, bei Straßenquerungen 80 Zentimeter und außerhalb geschlossener Ortschaften 1,2 Meter.
Im oberen Kahlgrund soll eine spanische Firma für die Deutsche Glasfaser tätig werden. Die Arbeiter sind bereits da, wollten in Blankenbach sogar schon mit den Arbeiten beginnen. Das hat Maier erst einmal gestoppt. Denn bei Minusgraden kann man nicht arbeiten. Würden die Gräben mit gefrorener Erde wieder zugefüllt, könnte das zu Setzungen führen.
Schon im Vorfeld ist Karl-Heinz Maier also aktiv geworden. Hat sich zum Beispiel die Planungen angeschaut und mit den realen Verhältnissen verglichen. Zudem Vor-Ort-Termine mit Versorgungsfirmen, etwa der Main-Spessart-Gasversorgung, gemacht.
Tücken der Bürokratie
Nicht immer passten die Planungen. So waren zum Beispiel Glasfaserleitungen direkt neben Gasleitungen vorgesehen. Diese müssen aber mindestens 35 Zentimeter Abstand haben. Aber auch die besten Vorbereitungen können nicht verhindern, dass ab und an Überraschungen im Boden auftauchen, etwa alte oder unbekannte Leitungen, und schnell umgeplant werden muss.
Hinzu kommen die Tücken der deutschen Bürokratie. In Blankenbach gibt es beispielsweise einen Gehweg mit nur 50 Zentimetern Breite. Da kann man nicht einen 20 Zentimeter breiten Schlitz reinfräsen und anschließend wieder zumachen. Laut entsprechender Bauordnung muss dazu ein Rand nach beiden Seiten von mindestens 35 Zentimetern vorhanden sein. Das heißt in diesem Fall: Der Gehweg muss nach Verlegen des Glasfaserkabels in der gesamten Breite neu asphaltiert werden.
Verschiedene Zuständigkeiten
Nicht einfacher wird der Fall dadurch, dass die Straßen, in denen die Glasfaserkabel verlegt werden, in drei Zuständigkeitsbereiche fallen. So gehört in Blankenbach die Staatsstraße 2305 zum Staatlichen Bauamt in Aschaffenburg, die Kreisstraße AB 12 zum Landratsamt. Und natürlich noch die Gemeindestraßen, für die Blankenbach selber zuständig ist.
Sobald die Arbeiten angefangen haben, wird Maier die Baustellen immer mal wieder aufsuchen und kontrollieren. Zudem jeden Abschnitt nach Beendigung der Bauarbeiten abnehmen. Etwa zwei bis drei Stunden wird ihn die Arbeit täglich in Anspruch nehmen, so denkt er. Schon jetzt war er aber auch schon mal einen ganzen Tag mit Besprechungen beschäftigt. Die spanischen Arbeiter hat er noch nicht getroffen. Sein Problem: Er kann kein Spanisch. Zumindest deren Vorarbeiter spricht aber Deutsch. Maier denkt nicht, dass seine Tätigkeit für diese oder die Deutsche Glasfaser ein Problem ist. Der Blankenbacher Bürgermeister Matthias Müller (CSU) hat schon bei einem Bürgermeister angerufen, in dessen Gemeinde die Spanier vorher tätig waren. Dieser zeigte sich zufrieden mit deren Arbeit.
Beginn in Blankenbach
Bis Ende des Jahres solle die Verlegung des Glasfaserkabels im oberen Kahlgrund abgeschlossen sein. Sie beginnt in Blankenbach, später folgen Sommerkahl und Schöllkrippen. Vielleicht kommt Westerngrund hinzu.
Der Gemeinderat hat gerade beschlossen, dass die Deutsche Glasfaser auch hier zum Zuge kommen soll. Das Glasfasernetz ausbauen wird sie aber nur, wenn 40 Prozent der Haushalte einen Anschluss beantragt haben. Es wird also noch dauern, bis das feststeht. Wird er denn einen Anschluss beantragen? »Ich denke schon«, sagt Karl-Heinz Maier.

19.02.2021
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