»Sparen ist kein neues Thema«
Main-Echo Pressespiegel

»Sparen ist kein neues Thema«

Kultur: Ausstellung im Schöllkrippener Sackhaus zeigt, wie einfach man früher lebte - Eröffnung am 2. April
SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rer Mit­ar­bei­te­rin DO­RIS PFAFFEi­ne neue Teil­aus­stel­lung er­öff­net der Hei­mat- und Ge­schichts­ve­r­ein (HGV) Obe­rer Kahl­grund am Sonn­tag, 2. April, um 14 Uhr im Sc­höllkrip­pe­ner Sack­haus. »Von Mus­kel­kraft bis Licht­geld - an­no da­zu­mal oh­ne Öl und Gas« lau­tet der Ti­tel. Die Schau ist integriert in die Dauerausstellung »540 Jahre Leben im Sackhaus« und jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr kostenlos zu sehen.
Energiekrise als Ideengeber
Die Idee dazu hätten »die derzeitige Energielage und der Klimawandel« geliefert, erklärt Karin Thoma, zweite Vorsitzende des HGV. Mit Beiratsmitglied Helge Wittig gestaltete sie die Schau maßgeblich. In Szene gesetzt sind die Bereiche Küche, Bad und Nähstube. Sie geben einen Einblick in frühere Zeiten. Dort habe man, sagt Thoma, »vielleicht noch einfacher und klimaschonender« gelebt. »Sparen ist kein neues Thema«, ergänzt HGV-Vorsitzende Michaela Gagola. »Die Menschen haben immer schon mit begrenzten Ressourcen leben müssen,« sagt Beirat Gerhard Stühler.
Samstag war Badetag. Daran erinnert neben einem alten, holzbefeuerten Badeofen aus Kupfer eine große Waschbütt. Wer noch kein Bad hatte, wusch sich damit in der Küche, erzählt Thoma. Das Wasser wurde auf dem Herd heißgemacht und aus dem »Schiff« genommen - und dann hieß es für ganze Familie: Ab in die Zinkwanne, einer nach dem anderen!
Moderner war der Badeofen. Meist fasste er etwa 80 Liter und wärmte nebenbei das Badezimmer. Ältere Leute, besonders aus kinderreichen Familien, werden es noch wissen: Wenn einer fertig war, musste der nächste ins selbe Wasser steigen. Nicht selten saßen mehrere Geschwister gleichzeitig in der Wanne. Im Badezimmer war oft eine Leine, auf der Windeln und Wäsche getrocknet wurden.
Viele Kleidungsstücke wurden früher selbst genäht und repariert - mit einer fußbetriebenen Nähmaschine, wie sie im Museum steht. Daneben stehen gusseiserne Bügeleisen, die mit heißer Kohle gefüllt oder auf dem Holzofenherd erhitzt wurden. Die Schau zeigt mit dem Nachbau eines aufgemauerten Herds, wie eine Kochstelle bis ins 18. Jahrhundert aussah. Das Feuer brannte oben auf der Steinfläche. Dazu hatten die Töpfe Füße oder wurden auf einen eisernen Dreifuß gestellt. In der Küche sind zudem Kaffeemühlen mit Kurbel, eine Brotschneidemaschine, ein Krauthobel und ein Gärtopf zu sehen.
Neben Kurbelradio, kleinen Dampfmaschinen, Brennscheren zum Frisieren, mechanischem Kinderspielzeug und Petroleumlampen sind auch Kuriositäten ausgestellt: etwa ein nostalgischer Rasierklingenschärfer und eine alte Nudelmaschine, die Wittig später vorführen will.
Die Geräte funktionieren ohne Strom. Erwähnt wird allerdings, dass vor gut hundert Jahren im Kahlgrund die Elektrizität Einzug erhielt. Bis weit ins vorige Jahrhundert kassierten die Energieversorger das Lichtgeld in bar. Zudem verlangten sie laut Wittig für jede Steckdose im Haus eine Gebühr.
Zitate:
» Die Menschen mussten schon immer mit begrenzten Ressourcen leben. « Gerhard Stühler, Beirat im HGV

28.03.2023
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